Ein Reisedurchfall kann den Urlaub vermiesen, ist aber in der Regel nicht lebensbedrohlich.
Bestehen außer Durchfall nur Übelkeit, Bauchschmerzen oder Stuhldrang, spricht man von einer unkomplizierten Reisediarrhö, die keine Antibiotikabehandlung not- wendig macht.
Bei blutig-schleimigen Stuhlbeimengungen und/oder Fieber ist von einem schweren Krankheitsverlauf auszugehen. In diesem Fall sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, der beurteilen kann, ob Antibiotika sinnvoll sind.
Vorbeugen ist die beste Medizin
Falls das der Fall ist, sollten Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden. Dazu gehören neben häufigem Händewaschen vor allem bestimmte Hygieneregeln beim Essen. Die wichtigsten Tipps haben wir für Sie zusammengestellt.
Wasser stets abkochen, mindestens eine Minute lang. Am besten nur Getränke aus original verschlossenen Flaschen zu sich nehmen, auch das Wasser zum Zähneput- zen
Rohes Obst oder Gemüse nur dann essen, wenn es selbst geschält wurde (nicht vom Buffet nehmen)
Auf Salat besser verzichten, er kann durch Kopfdüngung oder nach dem Waschen in unsauberem Wasser verunreinigt sein
Fleisch und Fisch müssen gut gekocht oder gebraten sein, Muscheln meiden
Speisen dürfen nicht bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden
Eiswürfel in Drinks und nicht original abgepacktes Speiseeis meiden
Wenn Montezumas Rache zuschlägt: Flüssigkeitsverlust ausgleichen
Kommt es trotz dieser Maßnahmen zu einer Durchfall-Erkrankung, muss gehandelt werden. Die Grundlage jeder Therapie ist der
Ersatz der verlorenen Flüssigkeit und Mineralien.
Hat man kein spezielles Präparat aus der Apotheke dabei, kann man sich mit einer selbst hergestellten Mischung helfen: Dafür einen Liter sauberes Wasser mit einem Teelöffel Koch- salz
und acht Esslöffeln Zucker mischen. Als Faustregel für die Trinkmenge gilt: pro Stuhl- gang ein Glas Flüssigkeit zu sich nehmen.
Probiotika
Präparate mit nützlichen Darmbakterien gehören in die Reiseapotheke, wenn man in ein ge- fährdetes Gebiet reist. Laut Studien verkürzen diese Probiotika eine Durchfall-Erkrankung etwa um einen Tag – ähnlich wie Antibiotika, nur ohne gravierende Nebenwirkungen. Allerdings sollte man sich in der Apotheke beraten lassen, denn es sollten nur solche Bakte- rienstämme zum Einsatz kommen, deren Wirksamkeit belegt ist. Die Präparate enthalten unterschiedliche Mengen an probiotischen Bakterien. In Bezug auf einige Bakterienstämme ist dies wichtig, denn beispielsweise Lactobazillen wirken umso besser, je höher die Dosis ist. Probiotika, die gekühlt aufbewahrt werden müssen, sind für die meisten Reisen ungeeignet. Außerdem müssen in einem Beratungsgespräch Gegenanzeigen ausgeschlossen werden.
Motilitätshemmer, Aktivkohle und Co
Präparate mit Aktivkohle, Pektin, Heilerde und Tannin hingegen haben keinen oder keinen gesicherten Effekt. Sogenannte Motilitätshemmer, die die Bewegung des Darms herabset- zen, können zwar die Symptome schnell lindern, dürfen jedoch nur einen Tag angewendet werden, z. B. um reisefähig zu sein. Grund: Motilitätshemmer verlängern die Zeit, die der Nahrungsbrei im Darm verbringt. Damit haben die darin befindlichen Erreger mehr Zeit, Darmzellen zu infizieren, Giftstoffe können sich ansammeln. Für Kinder unter 12 Jahren sind sie grundsätzlich kontraindiziert.
Quellen:
(1) Allen SJ, Martinez EG, Gregorio GV, Dans LF. Probiotics for treating acute infectious diar-
rhoea. Cochrane Database Sys Rev 2010; (11):
CD003048.
(2) Pharmazeutische Zeitung online Ausgabe 29/2012: Reisediarrhö – Häufigstes Problem auf
Fernreisen
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=42742
(3) Anu Kantele: Antimicrobials Increase Travelers' Risk of Colonization by Extended-Spectrum
Betalactamase-Producing Enterobacteriaceae; Clin Infect Dis. (2015) doi: 10.1093/cid/ciu957